Ein namibisches Sprichwort lautet: „Bäume können sich nicht treffen, aber Menschen.“ Also reisten die Klimascouts des Gymnasiums Sulingen vom 1.–11. September nach Namibia zu einem Klimaworkshop an der Namib High-School in Swakopmund. Nach der langen, anstrengenden Anreise im vollen Zug und voll besetzten Linienflugzeug bekam die Gruppe auf der Fahrt von Windhoek nach Swakopmund einen Eindruck von der Weite des Landes. Die Landschaftstypen reichten vom Landesinneren bis zur Küste von Baumsavanne über Buschsavanne und Grassteppe bis Wüste. Auch die ersten afrikanischen Tiere konnte man im Vorbeifahren sehen: Kuhantilopen, Paviane und fremdartige Vögel. Unerwartet waren die Farben für die Schülerinnen und Schüler, die noch nie in Namibia waren. Anders als bei uns, wo Grüntöne vorherrschen, findet man dort viele Schattierungen von Braun – von hellem Beige bis tief dunklem Rot am Boden und viele Blau- und Grautöne am Himmel und im Wasser. Und was sofort auffiel: In Namibia fährt man auf der linken Straßenseite.
Beim Treffen mit den namibischen Klimascouts am nächsten Tag stellten zuerst einmal alle sich und die Besonderheiten ihres Landes bzw. ihrer Region – und, was den Namibiern auch wichtig ist – ihrer Ethnie vor. Aber bald kam man über alles Mögliche ins Gespräch, von Plastikmüll bis Lieblingsessen. Nachmittags gab es für die deutsche Gruppe eine interessante Stadtführung, bei der es um die Geschichte der Stadt und des Landes ging. An den nächsten beiden Tagen konnten die deutschen Klimascouts den namibischen Schulalltag miterleben – in Klassen mit knapp 50 Schülerinnen und Schülern, ohne Smartboard, mit Kreidetafel und teilweise nur eine gute halbe Stunde für ein Fach, ehe der nächste Wechsel kam. Der Schultag endet immer um 13:20 Uhr. Nachmittags stand am Mittwoch der Besuch des Aquariums an, der auch mit einem Vortrag über die Arbeit des Aquariums und über die Gefährdung der Meere verbunden war – auf Englisch. Am Donnerstagnachmittag trafen sich alle Klimascouts zum Beach Cleanup. Dabei wurden einige Plastiksäcke mit Müll gefüllt. Die Arbeit dieses Nachmittags blieb nicht unbeachtet. Der Betreiber des Snake-Parks war ganz begeistert und lud alle Klimascouts zu einem kostenlosen Besuch des Parks ein.
Auch am Freitag, Samstag und Sonntag waren die Klimascouts unterwegs: Auf einer Bootstour in Walvis Bay gab es Robben, Pelikane, Flamingos, Kormorane, Dominikanermöwen und auch Schakale zu sehen, aber auch Ölplattformen, wo doch vor Namibia gar kein Öl gefunden wurde. Zu Minigolf und Sandboarding luden Lehrer der NHS am Nachmittag ein. Am Samstag erfuhren die Klimascouts viel Wissenswertes über das zerbrechliche Ökosystem der Nebelwüste Namib und lernten einige (kleine) Bewohner kennen: Geckos, Chamäleons, eine Bein lose Echse (Skink) und eine Zwergpuffotter. Am Sonntag schließlich ging es in den Stadtteil Mondesa, in dem ein Großteil der Bevölkerung Swakopmunds lebt. Mondesa wurde 1961 von der südafrikanischen Apartheidsregierung (das heutige Namibia stand unter südafrikanischer Verwaltung) als Township eingerichtet. Alle Schwarzen mussten sich dort ansiedeln, wobei die unterschiedlichen Volksgruppen unterschiedlich gute Wohnungen zugeteilt bekamen, um Neid und Zwietracht zu säen. An das „alte“ Mondesa grenzt die Democratic Resettlement Community (DRC), wo Neuankömmlinge vom Land oder aus anderen Staaten wie Simbabwe oder Kongo (vorübergehend oder auch länger) wohnen. Es gibt keinen Strom, aber Wasserzapfstellen, wo frisches Wasser nach einem Prepaidsystem gezapft werden kann, und es gibt auch Toiletten (allerdings ohne Wasserspülung). Die Hütten jedoch sind aus Brettern, Pappe und Wellblech zusammengebaut. „Als wir heute gesehen haben, wie die Menschen im DRC leben – in kleinen und zum Teil selbst gebauten Hütten, wurde uns erst bewusst, wie gut wir es zuhause in Deutschland haben“ formulierten die Klimascouts ihren Eindruck.
Am Montagvormittag schließlich stand Upcycling auf dem Plan. Die Klimascouts erstellten aus Verpackungsmüll Kunstwerke. Nach einem gemeinsam verbrachten Nachmittag mit dem Besuch des Snake Park hieß es dann Abschiednehmen. Nun hoffen alle auf ein Wiedersehen und gemeinsame Projekte 2020 in Sulingen. Das Sonnenkinderprojekt Namibia, Kooperationspartner und Initiator des Klimascoutaustauschs hat bereits einen Antrag auf Fördergelder gestellt.